Vom Regen in die Traufe

"Mach die Augen zu, dann hört sich Regen wie Applaus an." 

Das ist normalerweise mein Motivationsspruch, allerdings bekommt er für mich heute irgendwie eine andere Bedeutung...


Edeka-Chef Mosa möchte eine Transformation der Landwirtschaft. Cem Özdemir möchte ein neues Tierwohllabel einführen.

Und auf wessen Kosten geht's diesmal? 

Mich würde ehrlich interessieren, wie diese "Transformation" laut Edeka aussehen soll. Es wird ja jetzt tatsächlich behauptet, die Landwirtschaft setze auf billiges Fleisch und Export, wo ich mich frage, was genau wir Landwirte dann bitte davon haben? Weder wird das deutsche Fleisch billig produziert, noch wollen wir es zu Spottpreisen verramschen! Schließlich muss die Produktion ja irgendwie gedeckt werden, das ist allerdings in der aktuellen wirtschaftlichen Lage nicht gerade möglich und von Gewinn an unserer Arbeit spricht schon längst niemand mehr. Wie also kommt man als Leiter eines Konzerns, der die Preise seit Monaten drückt, "zu teure" Produkte aus Trotz aus dem Sortiment nimmt und trotzdem so groß mit Nachhaltigkeit und der Liebe für Lebensmittel wirbt dazu, solche Aussagen zu tätigen?? 

 

Zum neuen Label: "Zukunftsfest" ist das meiner Meinung nach mit Sicherheit nicht. Das, was dieses Label aussagen soll, ist die gesetzliche Verpflichtung zum 'Tierwohl', ähnlich wie die Stufen, die es übrigens schon gibt. Allerdings bezieht sich auch hier mal wieder nichts auf die Herkunft der Ferkel. 5xD fällt hier kein einziges Mal. Der ausländische Standard der Aufzucht liegt oft genug unter dem deutschen gesetzlichen Standard, worauf stützt sich also dieses Label? Auch die Initiative Tierwohl wird null berücksichtigt und so wird sie wertlos im neuen Stufensystem. Özdemir wirbt mehrmals mit "zukunftsfester Tierhaltung", "verlässlicher Perspektive" und besserem Einkommen für Landwirte durch Förderprojekte, "wenn sie sich für mehr Tierwohl ins Zeug legen". Das tun wir, aber es wird nunmal nicht geschätzt, sowie finanziert. Hier also auch wieder die Frage: Wo soll überhaupt das Geld für dieses Projekt herkommen? Stallumbau finanziert sich nicht durch die Produkte, wie wir ja schon des Öfteren feststellen mussten. 

Eine Mehrwertsteuererhöhung für mehr Tierwohl spricht also gegen Edekas Vorsätze, was soll denn ihrer Meinung nach gemacht werden, damit die Landwirtschaft nicht nur "Billigfleisch exportiert"? Denn zahlen wollen sie ja anscheinend auch nicht für fair produziertes Fleisch.

 

Hier wird sich also in jeglicher Hinsicht von Politik und Handel widersprochen, aber es wird weggelächelt, weil ja für die Öffentlichkeit "endlich was getan wird". 

Ich sage damit keinesfalls, dass ich mir keine Veränderung wünsche. Aber ich möchte Tierwohl in Form von Regionalität, unzwar in der gesamten Lieferkette. Deutsche Ferkel, kurze Transportwege, regionaler Verkauf und Konsum in Maßen! DAS sollte eine zukunftsfeste Perspektive bieten. Eine Perspektive für den Weg vieler Junglandwirte, die eben genau danach suche. Zukunftfestigkeit, Planungssicherheit. Aber dies geht nicht von diesem Label aus...

'Die da oben' machen wieder, was sie wollen, aber was das für die meisten deutschen Betriebe in der Realität bedeutet, wird nicht beachtet. Der Verbraucher hört ebenfalls nur durch die Medien von einem neuen Tierwohlkonzept und findet das vermutlich super, weiß aber eben auch nicht, was denn eigentlich dahinter steckt.

So lange Bio draufsteht, ist bestimmt auch Bio drin. Aber bedeutet das immer direkt eine gesamt gute Handelskette? Die bezieht sich nämlich übrigens auch auf die Haltung der Muttertiere, auf die Aufzucht, die Transportwege und letztendlich auch auf den Betrag, der bei den Erzeugern selbst ankommt.


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